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Nazar Boncuğu
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Nazar Boncuğu (Glasperle, die vor bösen Blicken schützt)

Nazar ist ein arabisches Wort und bedeutet im folgenden Zusammenhang "Blick".
Man glaubt, dass manche Menschen eine ungünstige negative Energie in ihren
Blicken besitzen und diese bei den Lebewesen oder den Sachen, die einem sehr
viel bedeuten, Schaden anrichten können. Man nennt dieses wörtlich auch "vom
Blick berührt".

Es handelt sich im Grunde um einen Aberglauben, der aus islamwissenschaftlicher
Sicht — ähnlich wie "Fal", der Wahrsagerei mit Kaffeesatzlesen u. a. — nicht gern
gesehen ist.

Bis ich vor 17 Jahren das erste Mal Vater wurde, habe ich mich auch dieser wissen-
schaftlichen Haltung angeschlossen.Eines Tages kamen ältere Damen zu Besuch,
um uns zu Elternschaft zu beglückwünschen. Unsere damals drei Monate alte Toch-
ter schrie dann stundenlang mit Blähungen im Bauch.Also bekam sie so ein Boncuğu
und sie hörte auf …

In der Türkei heißt es:
"Fala Inanma" — Glaube bloß nicht an die Wahrsagerei,
"Faldanda geri kalma" — Halte dich aber auch nicht davon zurück.
Ich bin der Meinung, das hat ja auch etwas Spirituelles, wenn man so einen Stein verwendet, zumal man ja dadurch etwas an eine höhere Macht abgibt. Vielleicht lassen sich die strengen Theologen aller Religionen nun etwas besänftigen? ;-)

Als Schutz vor dem bösen Blick sind vielfältige Maßnahmen aus der Schatzkiste der Großtante möglich
(z. B. Blei in eine Schüssel gießen und diese über dem Kopf des Geschädigten schweben lassen — auf
dieser Weise soll die negative Energie durch das Blei herausgezogen werden).

Aber die gängigste "Abwehrmethode" vor dem bösen Blick ist die "Boncuğu", die im Orient in allen erdenklichen Größen zu finden ist. Es handelt sich um einen harten Stein, der aus Glasresten in einem Lehmofen geschmolzen und anschließend innerhalb von wenigen Sekunden geformt wird. In die Mitte
dieses Steines, der dann blau ist, wird Blei gegossen, von dem man glaubt, dass es das Böse auf sich lenkt und vernichtet.

Einer türkischen Bildreportage zur Folge soll die erste Boncuk um 1930 in Kadifekale bei Izmir von arabischen Glasmeistern, die aus Saudi-Arabien eingewandert sind, vor allem für Kamele hergestellt worden sein. Nazar Boncuğu werden heute in einer kleinen Stadt in der Provinz Bursa (Kemalpasa) in
einem Lehmofen (unverbindlich) hergestellt. Unverbindlich deshalb, weil Meister Mehmet sagt, für die Schönheit übernehmen wir die Garantie — aber nicht für die Wirkung.
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